Antrag

Beabsichtigte Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria umgehend stoppen

Berlin, 18. Februar 2022. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa vom 21. Oktober 2021 haben Deutschland und Nigeria eine Absichtserklärung unterzeichnet, „die die Rückgabe von mehr als 1000 aus dem ehemaligen Königreich Benin geraubte Bronzen 2022 an Nigeria vorsehen könnte“ (http://nachrichten.btg/index.php/news/index/show/tnews/update//fID/MQ%3D%3D/suchbegriffe/YWJzaWNodHNlcmtsw6RydW5n/boost/NDAw/filter/TmljaHQgYWt0aXY%3D). In deutschen Museen befinden sich derzeit über 1100 dieser Artefakte. Die geplante Rückgabe würde damit also fast den gesamten Sammlungsbestand von Sammlungsgut aus dem historischen Königreich Benin in Deutschland betreffen. Diese Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) sei von dem Generaldirektor der nigerianischen National Commission for Museums and Monuments (NCMM), Prof. Abba Isa Tijani, und dem Leiter der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts, Dr. Andreas Görgen, in der Hauptstadt Abuja unterzeichnet worden (https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/museumskooperationnigeria/2489456).

Allein das Berliner Ethnologische Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) beherbergt rund 500 Objekte aus dem historischen Königreich Benin, darunter etwa 400 Bronzen. Es handelt sich damit um eine der größten Benin-Sammlungen der Welt (vgl. Patrick Bahners: Das entleerte Museum, FAZ, 19. Juni 2021, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/kommentar-zur-herausgabe-der-benin-bronzen-17396916.html).

Der drohende Verlust eines so substanziellen Teiles der Afrika-Sammlungen des Ethnologischen Museums Berlins, dessen Wert auf eine Millionensumme im zwei- oder dreistelligen Bereich zu taxieren ist, ist das Ergebnis verfehlter kulturpolitischer Weichenstellungen. Er beruht auch auf einer einseitigen Expertise einzelner Wissenschaftler. Ihnen wird in den Leitmedien und seitens der Politik allerdings so viel Aufmerksamkeit gezollt, dass deren Auffassung zur dominanten Meinung in dieser Frage werden konnte. Abweichende Meinungen (wie z. B. die von Bruce Gilley: Verteidigung des deutschen Kolonialismus, Waltrop 2021) werden nicht gehört oder sehen sich gleich in den Ruch gestellt, koloniales Unrecht rechtfertigen zu wollen. Ein derart hegemonial geführter Diskurs führt zwangsläufig dazu, dass es zu Ausblendungen relevanter Fakten kommt, die im konkreten Fall in eine ausgewogene Urteilsbildung Eingang hätten finden müssen. So konnte sich ein holzschnittartiges Narrativ durchsetzen, bei dem auf der einen Seite plündernde britische Kolonialschergen stehen und auf der anderen deren friedliebende Opfer, die überfallenen Benin-Krieger. Mit den historischen Gegebenheiten hat diese Darstellung indes sehr wenig zu tun.

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