Pressemitteilung

Wolfgang Wiehle: Zahlen widerlegen Mär vom angeblichen Erfolgsmodell Neun-Euro-Ticket

Berlin, 07. Oktober 2022. Drastische Fahrgastverluste im Fernverkehr und binnen zwei Monaten ein Minus im Neun-Euro-Ticket-Verkauf von einem Drittel: Während für den Juni 2022 noch 21 Mio. Neun-Euro-Tickets verkauft wurden, waren es für den Monat Juli nur noch rund 17 Millionen. Für den Monat August wurden schließlich nur noch rund 14 Millionen Tickets verkauft. Dies geht aus den Antworten der Bundesregierung auf drei Kleine Anfragen der AfD-Bundestagsfraktion hervor (BT-Drucksachen 20/3024, 20/3199, 20/3242). Der stellvertretende verkehrspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Wiehle, erklärt hierzu:

„Von interessierten Kreisen wurde das Neun-Euro-Ticket als angebliches Erfolgsmodell gefeiert und sofort eine Nachfolgeregelung gefordert. In diese Story passen die tatsächlichen Verkaufszahlen aber nicht. Im zweiten Monat (Juli) gab es bereits einen Rückgang um 4 Millionen (Minus 19 Prozent), im dritten Monat (August) einen weiteren Rückgang um 3 Millionen Tickets (Minus 18 Prozent). Dieses entspricht insgesamt einem Minus von einem Drittel. Es ist eine merkwürdige Interpretation des Begriffs Erfolgsmodell, wenn man so deutlich einen Strohfeuer-Effekt sieht und binnen zwei Monaten jeder dritte Kunde abspringt!

Wenn man die Zahlen der Bundesregierung nüchtern analysiert, stehen dem Neun-Euro-Ticket massive negative Nebeneffekte gegenüber: Der DB-Fernverkehr hat im Vergleich zum letzten `Vor-Corona-Jahr‘ 2019 in den Monaten Juni bis August 2022 in etwa 2 Millionen Fahrgäste verloren. Die Vergleichszahlen für April und Mai 2019 zu 2022 waren noch in etwa gleich (2019: 24,7 Millionen, 2022: 24,0 Millionen).

Die im Vergleich dazu positivere Entwicklung der Personenkilometerleistung in den drei Monaten lässt darauf schließen, dass der Fahrgastrückgang im Fernverkehr vor allem kürzere und mittlere Strecken getroffen hat. Die Verlagerungseffekte vom ICE oder IC in die Regionalzüge sind offensichtlich – man muss von einer Kannibalisierung innerhalb des Systems Bahn sprechen. Dem stehen in den Monaten Juni bis August im Regionalverkehr unterdurchschnittliche Pünktlichkeitswerte von nur noch ca. 85 Prozent gegenüber. Bezogen auf die Verspätungsursachen entstanden allein im Monat Juni rund 156.000 Verspätungsminuten durch Überschreitung der Haltezeiten. Ähnlich katastrophale Werte wurden für den Juli gemeldet. Das sind klare Symptome einer Überlastung der Bahn – wie sie bekanntlich auch beim Personal zu registrieren waren.

Angesichts dessen versteht der Bundesverkehrsminister entweder nichts von Verkehr, oder er versucht, die Öffentlichkeit bewusst zu täuschen, wenn er das Neun-Euro-Ticket als ‚beste Idee seit ganz langer Zeit‘ bezeichnet. Da er sich eine ÖPNV-Lobbyistin als Staatssekretärin geholt hat, muss von zweitem ausgegangen werden. Die Forderung für eine Nachfolgeregelung des Neun-Euro-Tickets kommt in erster Linie von den Verkehrsunternehmen, ihrem Lobbyverband VDV und den Stadtkämmerern, nicht von den ÖPNV-Stammkunden. Dies ist angesichts höherer Energiepreise, drohender Lohnrunden und Einnahmeausfällen bei Stadtwerken und Gewerbesteuer nachvollziehbar. Eine weitgehende Übernahme aller ÖPNV-Kosten durch den Bund kann aber nicht die Lösung sein. Bundesmittel für die Bahn müssen mit oberster Priorität in die Infrastruktur fließen!“

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